Prospektion
Prospektion
Zur Untersuchung des Bodens stehen uns zahlreiche moderne Techniken zur Verfügung, die zuverlässige Einblicke in den Untergrund ermöglichen. Die meisten Methoden sind zerstörungsfrei anzuwenden. Der archäologische Survey dient zur systematischen Erfassung von Fundkonzentrationen und Objekten, die an der Oberfläche sichtbar sind. Die Luftbildarchäologie dient zur Erfassung verschiedener Phänomene aus der Luft, durch die archäologische Objekte erkennbar werden. Geophysikalische Methoden ermöglichen die Untersuchung des Bodens bis in größere Tiefe, dabei können detailreiche Ergebnisse gewonnen werden.
Archäologischer Survey

Oberflächenfunde in der antiken Siedlung von Dime, Fayyum, Ägypten

Köflach-Pichling, Weststeiermark: angepflügtes römerzeitliches Grab. Weniger auffällig als der römische Misthaufen in Dime
Flächendeckende Begehungen, die systematische Aufsammlung von Bodenfunden (intensive survey) und die statistische Auswertung liefern wichtige Aufschlüsse über die historische und vorgeschichtliche Besiedlung einer Landschaft. Die Daten werden digital erfasst und in thematischen Karten oder Plänen anschaulich dargestellt.
Archäologische Surveys werden für die Bestandsaufnahme im Rahmen der Archäologischen Landesaufnahme und für siedlungsarchäologische Untersuchungen durchgeführt. Bei Gutachten für Großbauvorhaben bilden die Daten eine wichtige Grundlage zur Risikobewertung. Eine Kombination mit der Luftbildarchäologie und anderen Prospektionsmethoden ist oft vorteilhaft. In jedem einzelnen Fall wird die Methodik exakt auf die aktuellen Fragestellungen und lokalen Verhältnisse abgestimmt.
Surveyprojekte
- Laßnitztal zwischen Deutschlandsberg und Hengsberg in der Weststeiermark (Koralmbahn).
- Raum Ilz – Fürstenfeld in der Oststeiermark (Umfahrung Altenmarkt bei Fürstenfeld).
- Kalsdorf – römischer Vicus südlich von Graz.
- Köflach-Pichling.
- Archäologische Landesaufnahme im Bezirk Bruck an der Mur.
Luftbildarchäologie

Radarmessungen im Schloss Seggau bei Leibnitz, Steiermark;

Stift Admont, Obersteiermark: Radargramm. Die Anomalien deuten einen Brunnen und Mauerreste an (Joanneum Research)

Katzelwehr im Sulmtal, Weststeiermark - mittelalterliche Turmburg. Neben dem erhaltenen Bestand sind Spuren eines äußeren Grabensystems erkennbar.
Für die Untersuchung großer Gebiete außerhalb der Waldzonen ist die Flugprospektion in der Regel hervorragend einzusetzen. Neben der Flächenerfassung wird die Befliegung von Trassen und die Aufnahme ausgewählter Punktziele häufig angewendet. Aus der Luft werden bei günstigen Bedingungen Strukturen sichtbar, die auf archäologische Objekte hinweisen, wie z.B. Mauern, Gruben, Grabenfüllungen oder verflachte Hügel. Die Prospektion aus der Luft ist als Methode mehr als 80 Jahre alt und millionenfach erprobt.
Für die Befliegung werden Kleinflugzeuge eingesetzt. Mit der verwendeten Luftbildkamera vom Typ Hasselblad MK70 lassen sich gestochen scharfe Messbilder im Format 6 x 6 cm herstellen. Diese Aufnahmen zeigen auch kleinste Details und sind fotogrammetrisch hervorragend auswertbar.
Zur Dokumentation historischer Gebäude und Ortskerne, aber auch von vorgeschichtlichen Höhensiedlungen und mittelalterlichen Wehranlagen eignen sich Schrägaufnahmen in der Regel besser als Vertikalaufnahmen.
Befliegungen
- Murtal zwischen Frohnleiten und Leibnitz.
- Laßnitztal und mittleres Kainachtal in der Weststeiermark.
- Raum Gleisdorf – Hartberg (Oststeiermark).
- Köflach-Pichling.
- Raum Trofaiach – Leoben (Obersteiermark).
Geophysik

Radarmessungen im Schloss Seggau bei Leibnitz, Steiermark;

Stift Admont, Obersteiermark: Radargramm. Die Anomalien deuten einen Brunnen und Mauerreste an (Joanneum Research)

Ephesos / Türkei: Hellenistische Agora, Ergebnisse der Radarmessung: HELLGRAU: Mauern nach Radardaten GRÜN: Grabungsbefunde (ÖAI) TRANSPARENT: Grafisch ergänzte Mauerzüge; (zum Vergrößern bitte anklicken)

Radarmessung Flavia Solva (Wagna bei Leibnitz, Steiermark), Grundriss-Rekonstruktion: BLAU: Mauern nach den Radardaten. HELLGRAU: Mauerzüge, geringfügig ergänzt.
Geophysikalische Methoden ermöglichen die zerstörungsfreie Untersuchung des Untergrundes; zu nennen sind vor allem Magnetfeldmessungen, Widerstandsmessungen, Gravimetrie, Seismik und Georadar (Bodenradar), die in vielen Varianten zum Einsatz kommen.
Georadar
Der Untergrund wird mit elektromagnetischen Wellen sondiert. Die Strukturen können dreidimensional exakt nach Größe und Tiefenlage erfasst werden, auch wenn sie einander überlagern. Objekte, die sich in ihren elektromagnetischen Eigenschaften von der Umgebung unterscheiden, wie z.B. Mauern, Hohlräume, Graben- oder Grubenfüllungen, Bodenniveaus oder rezente Einbauten, sind gut nachzuweisen.
In den Vertikalschnitten (Radargrammen) zeigen sich die Strukturen ähnlich wie im Profil einer Ausgrabung. Aus den Daten können Horizontalschnitte für einzelne Tiefenintervalle gerechnet werden, welche die Objekte in der Fläche zeigen. Darin werden oft bereits Grundrisse von Gebäuden erkennbar. Die Analyse dieser Daten im Zuge der archäologischen Interpretation bildet die Grundlage für die Rekonstruktion.
Die Radar-Methode ist gegenüber störenden Einflüssen relativ unempfindlich und kann bei verschiedensten Geländeoberflächen (Wiese, Asphalt, Beton etc.) eingesetzt werden. Die erreichbare Tiefe kann mehr als 30 m betragen. Die Ergebnisse können grafisch anschaulich dargestellt werden.
Geophysikalische Projekte:
- Admont, Benediktinerstift, Obersteiermark: Mittelalterliche Bausubstanz des Klosters.
- Bärnbach, Schloss Alt-Kainach, Weststeiermark, mittelalterliche Wehranlage.
- Ephesos / Türkei: Agora und Via Sacra.
- Flavia Solva bei Leibnitz: Römische Stadt.
- Graz, Dom: Vorgängerbauten.
- Graz, Hauptplatz: mittelalterliche Bebauung
- Kalsdorf: römischer Vicus.
- Koralmbahn, Feldkirchen - Deutschlandsberg
- Köflach-Pichling: römische und bronzezeitliche Siedlungsreste.
- Mureck, Pfarrkirche, Oststeiermark: Vorgängerkirche.
- Nestelbach, Nestelbachberg: prähistorische Höhensiedlung.
- Seggauberg, Schloss Seggau bei Leibnitz: Mittelalterliche Bausubstanz.
- Södingberg, Weststeiermark: Römische Villa.
Bodensondierungen

Schrauding bei Frohnleiten: Nachweis der bronzezeitlichen Siedlung durch Bohrungen auf einer Fläche von 3,5 ha - und kein Ende abzusehen.
...und einiges mehr
Bohrungen und andere Sondierungen eignen sich, um den Aufbau des Untergrundes zu studieren und auch tiefliegende Fundschichten nachzuweisen. Durch die geodätische Einmessung der Beobachtungspunkte und die Interpolation zwischen den Aufschlüssen kann ein Modell des Bodenaufbaus und der archäologischen Schichten erstellt werden.
Projekte
- Frohnleiten, Schrauding: bronzezeitliche Siedlung.
- Koralmbahn, Feldkirchen - Deutschlandsberg
- Leibnitz-Leitring: planierte Grabhügel.
- Trofaiach: urnenfelderzeitliche Siedlung
Wo sind die Fundplätze?

“Wir finden sie” (ARGIS)
Für größere Gebiete können – ganz und gar zerstörungsfrei – Modelle zur Prognose der Fundhäufigkeit in bestimmten Landschaftsteilen entwickelt werden. Dabei werden verschiedenartige Daten mit Hilfe Geographischer Informations-Systeme verarbeitet, überlagert und analysiert. Es können „Trefferquoten" von über 80% erreicht werden.
Für die archäologische Prospektion ist die Wahl der geeigneten Methodik wesentlich. Es gibt kaum eine Aufgabe, die wir nicht für Sie lösen können.